Zeitungsartikel

Hier finden Sie Artikel zu verschiedenen Naturthemen, die in der Zeitung veröffentlicht wurden.

Sumpfschrecke
Trauerseeschwalben
Wasserfloh
Abendsegler
Hauberntaucher
Libellen
Loeffelente
Adler
Froesche
Wildgänse

Trauerseeschwalben zieht es gen Süden

Wenn die Mitarbeiter des Naturschutzring Dümmer e.V. ins kleine weiße Boot steigen, dann arbeiten sie im Auftrag des Landes Niedersachsen daran, vom Aussterben bedrohte Vögel für die Besucher des Dümmers wieder erlebbar zu machen.

Am vergangenen Freitag nutzten sie das schöne Wetter vor dem drohenden Gewitterregen für eine letzte Kontrollfahrt zur Brutkolonie der sehr seltenen Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger). Mit 24 Zentimetern ist sie etwas kleiner als eine Amsel und ihr schwarzgraues Hochzeitsgefieder hat den Namensgeber wohl an ein Trauerkleid erinnert. Trauerseeschwalben sind Zugvögel, die Ende April ihre Brutgebiete in Europa aufsuchen und sich bereits im Juli oder spätestens im August mit ihrem Nachwuchs wieder auf den Weg an die Küste des tropischen Westafrikas machen. Zuvor sammeln sie sich zur Mauser zum Beispiel am Ijsselmeer, um ihr Großgefieder für den bevorstehenden Langstreckenflug zu erneuern. Während sich die Eltern im nächsten Frühjahr auf die Rückreise machen, bleiben die Jungvögel noch ein Jahr in Afrika.

Weil die Bestände vieler Wasservögel in der Vergangenheit dramatisch eingebrochen waren, haben sich 146 Staaten verpflichtet, Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, wie zum Beispiel den Dümmer, besonders zu schützen. Besonders zu leiden hatte die Trauerseeschwalbe am Dümmer unter den Folgen der Eindeichung. Stark schwankende Wasserstände und das Verschwinden der Krebsschere machten ein erfolgreiches Brutgeschäft nahezu unmöglich. Ihr Brutbestand sank von 250 auf 20 Paare. Die schwimmenden Blätter der Krebsschere, einer Wasserpflanze, die nur in nährstoffarmen Gewässern gedeiht, dienten den Trauerseeschwalben als Nistunterlage. Bis die Dümmersanierung greift, müssen als Ersatz künstliche Nisthilfen angeboten werden. Zum Einsatz kommen dabei 50 mal 50 Zentimeter große schwimmende Flöße aus Polyurethan (PUR), eine Spende der in Lemförde ansässigen Firma Elastogran GmbH. Durch dieses 1987 begonnene Artenhilfsprogramm des Landes Niedersachsen ist der Bestand mittlerweile auf etwa 100 Brutpaare angewachsen.

Der Dümmer ist damit der wichtigste Brutplatz der Trauerseeschwalbe in Niedersachsen und mit etwas Glück kann man die fluggewandte Seeschwalbe im Süden des Dümmers über die Hunte und im Westen über den Deich fliegen sehen.

Folge 01:

von Frank Körner

Diepholzer Kreisblatt

vom 05.08.05

Futterübergabe an eine junge Trauerseeschwalbe auf dem Dümmer. Die Nahrung besteht aus Insekten, Spinnen und kleinen Fischen, die im Flug erbeutet werden.

Foto: D. Tornow

Das Knipsen der Sumpfschrecke

Sie heißen "Weißrandiger Grashüpfer", "Kurzflüglige Schwertschrecke", oder Sumpfschrecke und sie zirpen oder knipsen - bis man ihnen zu nahe kommt und sie verstummen. Massenvermehrung und Kahlfraß haben wir von den Sumpfschrecken nicht zu fürchten, denn sie brauchen ein ganzes Jahr für ihre Entwicklung.

Im Naturschutzgebiet Ochsenmoor, südlich des Dümmers, ist das charakteristische Knipsen der vier Zentimeter großen Sumpfschrecken zu hören. Dort wurden Wiesenflächen angekauft und wiedervernässt. Da die Eier dieser Feldheuschrecke nicht gut gegen Austrocknung geschützt sind, ist eine ausreichende Durchfeuchtung des Bodens von großer Wichtigkeit. Darum findet man sie nur in Feuchtgebieten und sie verschwindet, wenn diese trockengelegt werden.

Im April oder Mai werden die Eier, die im  Boden überwintert haben, von der Sonne "ausgebrütet", das heißt aus den Eiern schlüpfen die Larven. Eine junge Larve frisst und frisst - und wird schließlich zu dick für ihre äußere Hülle, denn diese ist nicht elastisch, wie unsere Haut, sondern eher starr, wie ein Panzer. Der Ausweg für die eingezwängte Larve besteht darin, sich zu häuten: Die alte Haut platzt und die Heuschreckenlarve klettert aus der alten Hülle heraus, nun etwas größer als vorher. Wenn sie erwachsen ist, hat sie fünf bis zehn Häutungen hinter sich.

Ein erwachsener "Heuschreck" ist natürlich auf der Suche nach einem Weibchen. Um es im unübersichtlichen Gelände zu finden, versucht er es anzulocken und zwar durch den so genannten "Gesang", der eigentlich gar keiner ist, da er oft nur aus einem einzigen Ton besteht. Die Sumpfschrecken geben nur vereinzelte, kurze Zirplaute von sich, die wie "Fingernägelknipsen" klingen und auf eine Entfernung von bis zu zehn Metern hörbar sind. Sie erzeugen diese Laute indem sie die bedornten Unterschenkel der Hinterbeine ruckartig an der Schrillkante der Flügel vorbeischleudern. Die Ohren sitzen bei den Heuschrecken an bemerkenswerten Stellen: bei manchen Arten an den Seiten des Rumpfes, bei anderen an den Knien der Vorderbeine.

Die Sumpfschrecke gehört zu den vom Aussterben bedrohten Heuschrecken. Das Ochsenmoor bietet ihr einen Lebensraum.

Foto: Körner

"Hellblau und zitternd vor Frische"

Ein gewisser Arno Schmidt hat Anfang der fünfziger Jahre Badefreuden am Dümmer genossen. Das wüsste heute keiner mehr, wenn nicht besagter Schmidt den Urlaub mit seiner Frau Alice zu einem 50 Seiten langen Sprach-Kunststück verarbeitet hätte. Mit "Seelandschaft mit Pocahontas" hat dieser Dichter von hohem Rang die Gegend um den Dümmer auf die literarische Landkarte gesetzt. Es wird an diesem Sonntag um 19 Uhr in einer einmaligen Aktion auf dem Dümmer in Hüde in Form einer szenischen Lesung mit elektronischer Musik aufgeführt.

"Bleiiges Geknitter", aber auch "hellblau und zitternd vor Frische", so beschreibt Schmidt die Wellen des glasklaren Dümmerwassers und an anderer Stelle holt Pocahontas "eine Handvoll seidenschwarzen Schlammes" aus dem Wasser.

Die 1953 abgeschlossene Eindeichung hat aus dem Dümmer jedoch einen von Algen getrübten Stausee gemacht. Zu viele Nährstoffe erreichen über den Zufluss die Hunte den See. Als Folge davon müssen Jahr für Jahr rund 50.000 Kubikmeter Faulschlamm aus abgestorbenen Algen aus dem See gepumpt werden. So war es in den letzten Jahrzehnten.

Wer aber heute, über 50 Jahre danach, den Dümmer mit forschendem Blick untersucht, kann unter dem Mikroskop wieder viel Spannendes entdecken, denn seit wenigen Jahren ist der See auf dem Weg der Besserung. Eine wesentliche Rolle spielen dabei winzig kleine Lebewesen, und zwar die sogenannten Wasserflöhe. Das sind im Wasser lebende, gänzlich durchsichtige Krebstierchen, die ihren Namen nach ihrer hüpfenden Fortbewegungsweise erhalten haben. Vorn am Kopf sitzen große verästelte Fühler, mit denen allerdings nicht gefühlt wird, sondern die zur Fortbewegung dienen: durch Auf- und Abschlagen hüpfen die Tierchen zickzackförmig durchs Wasser. Für die Ernährung sorgen vier bis sechs borstige Beinpaare an der Vorderseite des Körpers. 400 bis 500 mal in der Minute werden die Beinchen hin- und hergewedelt um Algen im Wasser aufzuwirbeln und zum Mund zu strudeln. Auch geatmet wird über die Beinchen, die dazu mit dünnhäutigen Kiemen ausgestattet sind. Das Blut der Flöhe ist farblos und fließt nicht in Adern, sondern umspült die verschiedenen Organe. Für die Bewegung des Blutes sorgt das Herz, das etwa in Höhe des Nackens im Rückenbereich sitzt.

Im Dümmer-Museum in Lembruch kann man zurzeit Wasserproben aus dem Dümmer unter dem Mikroskop betrachten. Wer sich auf "Seelandschaft mit Pocahontas" einstimmen möchte, der kann dort auch Fotos aus dem Besitz der Arno-Schmidt-Stiftung anschauen, die der Dichter während seines Urlaubes am Dümmer aufgenommen hat.

Mini-Klärwerke" mit nur einem Auge: Unzählige Wasserflöhe filtrieren im Dümmer kleine Algen aus dem Wasser und sind selbst wiederum wichtige Fischnahrung.

Foto: Dieter Tornow

Zur Dämmerung kommt der Abendsegler   

Der Dümmer ist mittlerweile bekannt für seine großen Zugvogelschwärme. Wenn sich im Herbst die Stare über dem Schilf zu dunklen Wolken ballen, zieht es manch einen Naturfreund abends zum See. Aber es sind nicht nur die Vögel, die sich am See in großer Zahl versammeln, um nach wenigen Tagen oder auch einigen Wochen weiterzuziehen. Im Spätsommer machen sich auch viele Fledermäuse auf die Reise von ihrem "Sommer-" in ihr Wintergebiet. Ganz wie Zugvögel pendeln sie jedes Jahr zweimal zwischen den beiden Gebieten hin und her und legen dabei zum Teil beachtliche Strecken von weit über 1000 km zurück.

Der Abendsegler, mit 8,5 cm Körperlänge eine der größten Fledermäuse, zieht im April und im September innerhalb weniger Tage durch das Dümmergebiet. Wann genau diese Tage sind, weiß niemand. Meist ist es Zufall, wenn man die Tiere entdeckt. Gute Chancen hat man an einem lauen Abend im September, denn Abendsegler fliegen nur in der kurzen Zeit der Dämmerung um Insekten zu fangen. Wenn man Glück hat, erwischt man gerade den Tag, an dem von allen Seiten Fledermäuse angesegelt kommen und sie scharenweise über dem See und auch über dem Ochsenmoor jagen. Bis zu 3000 Tiere wurden in den vergangenen Jahren an einem Abend vom Aussichtsturm im Süden aus gezählt. Aber auch einzelne Fledermäuse sind bereits ein Erlebnis. Obwohl gänzlich unterschiedliche Tiere, lassen sich Abendsegler nicht unbedingt auf den ersten Blick von Staren unterscheiden. Erst bei längerer Beobachtung fällt der zackige Flug der Fledermaus mit abrupten Änderungen der Flugbahn auf. Und wenn man genau hinhört, fliegt ein Tier in der Nähe vorbei, dann lässt sich ein metallisch klingendes Klicken vernehmen. Die meisten Laute, die der Hautflügler von sich gibt um seine Beute zu orten, können wir allerdings nicht wahrnehmen, da sie im Ultraschall-Bereich liegen.

Während der europäischen Fledermausnacht, in diesem Jahr vom 27. auf den 28. August, finden an vielen Orten Fledermausexkursionen mit sogenannten Bat-Detektoren statt, denn diese Geräte machen die Ultraschalllaute der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar.

Der große Abendsegler gibt Töne im Frequenzbereich zwischen 18 und 20 Kilohertz von sich, andere, wie z.B. die Wasserfledermaus liegt bei 45- 50 Kilohertz. Das menschliche Gehör kann ohne technische Hilfsmittel, wie den Bat-Detektor, nicht viel mehr als 10 Kilohertz wahrnehmen.

Verpasst man den Durchzug des Abendseglers, so kann man immer noch nachts mit einer guten Taschenlampe am Dümmerufer umherstreifen. Vielleicht entdeckt man in ihrem Lichtkegel eine kleine Wasserfledermaus, die dort in engen Runden wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche fliegt und Insekten mit den Füßen aus dem Wasser angelt

Der große Abendsegler (Nyctalus noctula) geht in der Dämmerung am Dümmer auf Insektenjagd.

Foto: Tornow

Folge 01:

von Frank Körner

Diepholzer Kreisblatt

vom 05.08.05

Folge 02:

von Markus Richter

Diepholzer Kreisblatt

vom 12.08.05

Folge 03:

von Dieter Tornow

Diepholzer Kreisblatt

vom 19.08.05

Folge 04:

von Ulrike Marxmeier

Diepholzer Kreisblatt

vom 26.08.05

Ein Akrobat unter Wasser

Wer kennt ihn nicht, den auffälligen Charaktervogel des Dümmers? Lang und schlank ragt sein weißer Hals aus dem Wasser heraus und endet in einem schmalen Kopf mit einem rostroten Federhäubchen. Kaum hat man ihn erspäht, ist der Vogel meist jedoch schon wieder verschwunden und nur einige Wasserkringel auf der Oberfläche deuten noch darauf hin, dass sich hier eben ein Haubentaucher aufhielt.

Vielleicht weil man ihn fast das ganze Jahr über am Dümmer sehen kann und er deshalb recht vertraut ist, denkt man oft nicht daran, dass der Haubentaucher eigentlich ein sehr ungewöhnliches Tier ist. Mit einem stromlinienförmigen Körper, Beinen, die ganz hinten am Körper ansetzen, und lappigen, breiten Füßen kann er sich sehr schnell und wendig unter Wasser fortbewegen. Das muss er auch, denn seine Hauptnahrung sind kleine, flinke Fische. Um den Auftrieb seines Körpers zu verringern, presst er beim Abtauchen durch enges Anlegen der Federn die Luft aus dem Gefieder heraus.

Andere Vögel können das nicht, so kommt z.B. das Blässhuhn nur mit deutlicher Mühe unter Wasser und kehrt schon nach wenigen Sekunden wie ein Korken wieder an die Oberfläche zurück. Der Taucher kann dagegen bis zu einer Minute unter Wasser bleiben.

Die Eleganz und Unbeschwertheit des Haubentauchers im Wasser ist allerdings mit einer mitleiderregenden Unbeholfenheit an Land teuer bezahlt. Während Enten recht gut zu Fuß sind, verliert ein Haubentaucher bereits nach zwei Schritten das Gleichgewicht und fällt einfach um. Da seine Flügel sehr schmal sind, kann er zudem nicht aus dem Stand auffliegen, sondern muss auf dem Wasser erst viele Meter flatternd Anlauf nehmen, um in die Luft zu kommen. Wenn er im Winter versehentlich auf dem Eis eines Gewässers landet und das nächste Wasserloch zu weit für ihn entfernt ist, kann ihm das zum Verhängnis werden.

Deshalb verlässt er ab dem Spätsommer seine Brutgewässer und zieht an Seen, die im Winter nicht zufrieren. Viele Haubentaucher verbringen die kalte Jahreszeit am vergleichsweise warmen Ijsselmeer in den Niederlanden, viele fliegen jedoch bis zu den großen Schweizer Seen, die wegen ihrer Tiefe offen bleiben. Auf dem Weg in ihr Winterquartier machen die Vögel an vielen Gewässern Rast.

Auch am Dümmer herrscht derzeit ein "Kommen und Gehen" von Haubentauchern, die hier zwischenlanden, um dann nach einigen Tagen weiterzuziehen. Mit dem Fernglas kann man erkennen, dass auch junge Taucher unter den rastenden Vögeln sind: sie tragen noch die schwarz-weißen Streifen aus der Kükenzeit im Gesicht.

Mit seinen prächtigen Federkleid ist der Haubentaucher einer der markantesten heimischen Wasservögel.

Foto: Tornow

Folge 05:

von Ulrike Marxmeier

Diepholzer Kreisblatt

vom 02.09.05

Libellen - Farbenprächtige Flugkünstler

Die ersten Lebewesen, die sich in die Luft schwangen, waren Insekten: Schon vor ungefähr 300 Millionen Jahren flogen die Vorfahren unserer heutigen Libellen durch die Sumpfwälder der Steinkohlezeit. Manche hatten - es ist kaum zu glauben - Flügelspannweiten von bis zu 60 Zentimetern! Heute sind Libellen jedoch bedauerlicherweise in ihrer Größe deutlich zusammengeschrumpft, so dass man sie meist erst auf den zweiten Blick entdeckt.

Und sie sind auch nicht mehr überall anzutreffen, denn die Zerstörung der Lebensräume hat auch unter ihnen zahlreiche Arten an den Rand der Ausrottung gebracht. Oft nur noch in Naturschutzgebieten, wie zum Beispiel am Dümmer, lassen sich heute Libellen mit so eigenwilligen Namen wie Gebänderte Prachtlibelle, Granatauge, Pechlibelle, Hufeisenazurjungfer, Binsenjungfer, Mosaikjungfer oder Heidelibelle ausfindig machen. Das ist sehr schade, denn Libellen - vor allem die Männchen - gehören zu den schönsten und farbenprächtigsten Insekten. Die Farbeffekte dieser Tiere werden auf zwei unterschiedliche Weisen hervorgerufen: Farben mit einem metallischem Glanz werden durch dünne Plättchen im Chitinpanzer der Libellen verursacht.

Jede Wellenlänge des Lichtes entspricht einem bestimmten Farbton. Trifft das Wellenlängenbündel des Lichtes auf die Plättchen, werden dort bestimmte Wellen verstärkt und andere ausgelöscht. Man nennt diese Überlagerung von Lichtwellen Interferenz. Das leuchtende Azurblau vieler Libellen entsteht durch Zellen, die direkt unter dem lichtdurchlässigen Chitinpanzer sitzen. In diesen Zellen befindet sich eine Suspension winzig kleiner Partikel, die nur den kurzwelligen - blauen - Anteil des Sonnenlichtes reflektieren, wissenschaftlich "Tyndall-Effekt" genannt. Stirbt die Libelle zerfällt das Gewebe, innerhalb weniger Stunden bis Tage werden die Tiere unansehnlich schwarzbraun und damit äußerst uninteressant für eine Insektensammlung. Ähnliches gilt auch für Pigmentfarben, die bei Libellen ebenfalls im lebenden Gewebe und nach ihrem Tod zerfallen. Nicht von Dauer ist auch die graublaue "Bereifung" einiger Libellenmännchen am Hinterleib.

Sie wird, vermutlich durch Hormone gesteuert, über Poren "ausgeschwitzt" und kann einfach weggewischt werden. Im Gegensatz zu den Männchen sind die Weibchen der Libellen meist schlicht und unauffällig gefärbt. Bei ihnen überwiegen braune, gelbliche oder grünliche Farbtöne. In der Kälte der Nacht und am Morgen sind Libellen, wie alle Insekten, klamm und unbeholfen. Erst wenn sie von der Tageswärme richtig aufgeheizt sind, können sie auf Nahrungssuche gehen. Dann allerdings schwirren sie mit rasanten Flugbewegungen und Flügelgeknister durch die Luft.

Obwohl Libellen wunderschöne und harmlose Tiere sind, scheinen sie manchem Zeitgenossen nicht ganz geheuer zu sein. Hartnäckig hat sich bis heute der Irrglaube gehalten, sie könnten stechen. Aber Libellen besitzen gar keinen Stachel und sind deshalb auch keine "Teufelsnadeln" oder "Pferdestecher" wie man sie früher gern nannte. Libellen sind sogar recht nützlich, denn sie halten uns stechende Plagegeister wie Mücken und Bremsen vom Leib.zum Verhängnis werden.

Bis Mitte Oktober kann man im Naturschutzgebiet Ochsenmoor im Süden des Dümmers noch die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) beobachten

Foto: Tornow

Folge 06:

von Dieter Tornow

Diepholzer Kreisblatt

vom 09.09.05

Erkennungszeichen: breiter Schnabel

Auf den ersten Blick ist es zu erkennen: es ist der ungewöhnliche Schnabel dem die Löffelente ihren Namen zu verdanken hat. Als wäre er versehentlich zu groß geraten, sitzt er etwas unpassend im Entengesicht. Doch der deutlich verbreiterte Schnabel ist nicht missglückt - ganz im Gegenteil - er ist ein hoch entwickeltes Instrument, der es der Ente ermöglicht, sich von winzigen Partikeln und Tierchen im Wasser zu ernähren. Sie durchschnattert mit ihm die obersten Wasserschichten von Gewässern, denn dort wimmelt es von Lebewesen. Aber Wasserflöhe und andere Tierchen sind sehr klein. Viel Wasser und wenig Nahrung im Schnabel? Die Löffelente hat eine Lösung für das Problem gefunden, sie hat stets ein feines Sieb dabei: Ober- und Unterschnabel sind mit einem Kamm aus langen, dünnen und dicht stehenden Hornzähnchen besetzt, die ineinander greifen, wenn die Ente den Schnabel schließt. Mit der Zunge presst der Vogel das zuvor eingesogene Wasser durch das Sieb aus Zähnchen wieder zurück in das Gewässer - hängen bleiben Wasserflöhe, Hüpferlinge, Mücken und pflanzliche Kost.

Obwohl die Löffelente am Dümmer brütet, ist sie im Sommer kaum zwischen den Blättern der See- und Teichrosen oder am Uferrand neben den zahlreichen Stockenten zu entdecken. Im Herbst lässt sie sich dagegen gut beobachten, denn dann hält sie sich zur Nahrungssuche meist auf der freien Wasserfläche auf. Oft versammeln sich hier im September und Oktober sogar größere Gruppen von mehreren hundert Enten und seihen das von ihnen aufgewirbelte Wasser fleißig mit ihrem Schnabel durch. Bedauerlich ist allerdings, dass alle Entenerpel ab dem Spätsommer ihr buntes Federkleid verlieren. Sticht das Löffelentenmännchen im Frühling durch kastanienbraune Körperseiten, eine weiße Brust und einen dunkelgrünen Kopf mit gelben Augen bunt aus der Entenschar heraus, entfärbt es sich zum Herbst hin zu einem traurigen bräunlichen Grau. Selbst der breite, schwarz glänzende Schnabel wird dann blass.

Während andere Entenarten, wie Stock- oder Pfeifenten, den Winter über am Dümmer bleiben, ziehen Löffelenten weiter in wärmere Gegenden, zum Beispiel in die französische Camarque, nach Spanien oder Nordafrika. Um den kräftezehrenden Flug dorthin zu schaffen, benötigen die Zugvögel Futter- und Erholungspausen in geeigneten Gebieten entlang ihrer Reiseroute. Ein europäisches Netz aus Schutzgebieten in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Natura 2000 genannt, soll Zugvögeln helfen. Löffelenten sind nach europäischem Recht streng geschützt.

Der Schnabel der Löffelente (Anas clypeata) ist an ihre Nahrungsaufnahme angepasst.

Foto: Tornow

Folge 07:

von Ulrike Marxmeier

Diepholzer Kreisblatt

vom 16.09.05

Adler - die Könige der Lüfte

Adler haben Menschen schon immer fasziniert. Mit ihrer beeindruckenden Flügelspannweite von eineinhalb bis zwei Metern ziehen sie ihre Kreise am hohen Himmel, der seltene Seeadler mit brettartig breiten Flügeln, der Fischadler mit eher zierlichen schlanken. Und dann stoßen sie plötzlich und unvermutet im Steilflug herab. Wer hätte gedacht, dass so große Vögel solch abrupte Flugmanöver vollführen können!

Seeadler und Fischadler - beide machen jedes Jahr am Dümmer Station. Es ist der Nahrungsreichtum der beide Vögel wie ein Magnet an den See zieht. Dabei haben die Adler ganz unterschiedliche Vorlieben bei ihrer Nahrungssuche. Der Fischadler macht sich ausschließlich auf die Jagd nach Fischen. Unermüdlich fliegt er über dem See, immer hoch konzentriert mit dem Blick nach unten auf die Wasserfläche. Und schließlich lässt er sich fallen. Wie ein Pfeil stürzt er herab, bremst noch einmal kurz und schon spritzt das Wasser auf. Mit den kräftigen Füßen voran hat sich der Fischadler in den See geworfen und er taucht bis zu den Achseln ein. Ein Adler im Wasser, wird er wieder in die Luft kommen, oder hält ihn sein nasses Gefieder jetzt unten fest? Doch es ist kein Problem für den versierten Fischjäger wieder hinauszugelangen, denn die Natur hat ihn mit besonderen Flügeln ausgestattet. Er kann mit ihnen viel weiter ausholen als andere Vögel und verschafft sich damit besonders viel Auftrieb. Den braucht er allerdings auch, denn sehr oft muss er zusätzlich zu seinem Gewicht noch einen Fisch mit nach oben hieven. Etwas mühsam sieht es aus bis er sich aus dem Nass hervorgearbeitet hat, das letzte Wasser aus dem Gefieder geschüttelt hat, aber dann fliegt er mit dem Fisch in den Fängen in Richtung einer Sitzwarte, auf der er seine Beute stückchenweise verschluckt.

Der viel größere Seeadler ist im Vergleich zum Fischadler wenig wählerisch bei seiner Nahrung, was vielleicht darauf zurückgeht, dass er in der Flugkunst deutlich hinter diesem zurücksteht. Er erbeutet relativ selten lebende Fische, und hält sich stattdessen oft an angetriebene tote Fische oder auch generell an bereits tote Tiere. Vor allem in den kalten Monaten, im Herbst und Winter, wenn sich am Dümmer ganze Vogelmassen aus Enten versammeln, dann geht auch der Seeadler auf die Jagd!

Viele Enten sind bei knapper Nahrung und tiefen Temperaturen geschwächt und vermeiden es aufzufliegen, wenn der Seeadler kreist. Genau auf diese Tiere hat er es abgesehen. Für Enten und sogar für Gänse stellt der Seeadler den größten Schrecken dar. Sobald er am Himmel auftaucht, fliegen sie auf, denn nur in der Luft sind sie vor ihm sicher. Das macht es relativ einfach ihn im Winterhalbjahr am Dümmer zu entdecken. Der Fischadler zieht dagegen im September nach Afrika. Aber ab dem nächsten Frühjahr werden die Chancen ihn zu entdecken wieder sehr groß sein, denn seit 2 Jahren brütet der sehr seltene Vogel in der Nähe des Dümmers.

Möglich geworden ist seine Ansiedlung durch die erfolgreiche Zusammenarbeit des Naturschutzring Dümmer mit dem Landkreis Diepholz, dem Bohmter Umweltschutzverein und dem Energieversorger RWE, indem Nisthilfen auf geeigneten Strommasten installiert wurden.

Folge 08:

von Ulrike Marxmeier

Diepholzer Kreisblatt

vom 23.09.05

Fischadler (Pandion haliaetus) brauchen ungestörte Ruheplätze. Erkennungsmerkmale sind der gestreifte Kopf und die gelbe Iris.

Foto: Tornow

Achtung: Frösche und Kröten unterwegs

Der Herbst ist da: die Tage werden kürzer und die Nächte oft eisig kalt. Viele Tiere müssen sich jetzt auf den Winter vorbereiten. Nur wenige Arten sind so mobil wie Zugvögel oder manche Schmetterlinge, die vor dem Winter in wärmere Regionen oder gar in wärmere Länder flüchten können. Für die hier bleibenden Tiere gilt: wer nicht wegziehen kann, muss sich etwas anderes einfallen lassen um die kalten Monate zu überleben.

Frösche und Kröten machen sich jetzt eilig auf den Weg in ihr Winterquartier. Wasserfrösche haben den ganzen Sommer über in Gewässern verbracht, Moor- und Grasfrösche und auch die Kröten haben sich dort nur im Frühjahr zum Ablaichen getroffen und anschließend den Rest der warmen Jahreszeit auf Wiesen und Weiden gesessen, um dort auf Insektenfang zu gehen.

Es wird nun Zeit einen frostfreien Überwinterungsplatz zu finden, denn nur der garantiert ihnen das Überleben bei Eis und Schnee. Sie hüpfen und krabbeln von allen Seiten über Straßen und Wege, durch Gärten und Wiesen. Sie nutzen dafür die milderen und feuchten Nächte und oft auch den Tag, denn als wechselwarme Tiere sind sie auf höhere Temperaturen angewiesen, sonst können sie sich nicht schnell genug bewegen. Und feucht muss es sein, damit sie auf ihrer Wanderung nicht austrocknen. Die Wanderungen sehen etwas ungerichtet aus, es geht kreuz und quer durcheinander. Das liegt daran, dass es jetzt nicht in Richtung Laichgewässer, sondern in Richtung Winterquartier geht und da hat jeder wohl ein anderes. So begegnet man bei einem Spaziergang am Dümmer oder durch die feuchten Wiesen des Ochsenmoores immer wieder Fröschen und Kröten verschiedenster Größe, die den Weg kreuzen und die immer den Anschein erwecken, sie wüssten ganz genau, wohin sie wollen.

Während Igel und Fledermaus die kalte Jahreszeit in einer frostfreien Mulde oder Höhle einfach verschlafen und von ihrem Fettpolster leben, fallen Frösche und Kröten stattdessen in eine sogenannte Kältestarre. Im Gegensatz zum Igel sinkt ihre Körpertemperatur dann auf die Temperatur der Umgebung ab. Obwohl Frösche und Kröten Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts überstehen können - ihr Blut enthält ein "Frostschutzmittel", das die Bildung von Eiskristallen und damit das Platzen der Zellen verhindert - gehen sie lieber auf Nummer sicher und suchen Verstecke auf, in die der Frost nicht vordringt.

Teich- und Grasfrösche überwintern meist unter Wasser in Teichen oder Gräben. Andere Arten wie Erdkröten und Moorfrösche bleiben an Land und suchen Schutz in Mäuselöchern, unter Laubstreu oder in ausgefaulten Baumstümpfen. In Teichen, die längere Zeit zugefroren waren, finden sich nach dem Auftauen öfters tote Frösche. Diese sind meistens jedoch nicht erfroren, sondern erstickt. In diesen Gewässern lagert oft eine dicke Schlammschicht auf dem Grund, die den ganzen Sauerstoffvorrat im Wasser aufbraucht. Die Eisdecke verhindert lediglich eine Nachlieferung aus der Luft. Gerne suchen deshalb Grasfrösche auch fließende Gewässer auf, da hier mehr Sauerstoff vorhanden ist.

Umweltschutzverein und dem Energieversorger RWE, indem Nisthilfen auf geeigneten Strommasten installiert wurden.

Folge 09:

von Ulrike Marxmeier

Diepholzer Kreisblatt

vom 30.09.05

Frösche und Kröten suchen jetzt ihre Winterquartiere auf.

Foto: Körner

Von Sibirien zum Dümmer - Wildgänse unterwegs

Sie haben sich schon vor Wochen auf den Weg hierher zum Dümmer gemacht. Die drohende kalte Jahreszeit mit Eis und Schnee, die sich weiter nördlich schon im August ankündigte, hat sie dazu gezwungen ihr Brutgebiet in Sibirien zeitig zu verlassen. Nach einer Flugstrecke von einigen tausend Kilometern werden jetzt die ersten den Dümmer erreichen. Zunächst fallen sie noch nicht auf, denn sie mischen sich unter Graugänse, die bereits seit September am Dümmer und im Ochsenmoor rasten. Aber: wer ein waches Auge und Ohr hat, wird sie trotzdem aufspüren, die ersten Blässgänse.

Vieles in der Natur deutet darauf hin, dass die warme Jahreszeit vorüber ist, aber nichts macht den nahenden Winter so greifbar, wie das Eintreffen der nordischen Gänse. Mit ihren fremdartig klingenden Rufen, ihren großen Ansammlungen auf den Wiesen sind sie ein typisches Winterbild. Während viele unserer Brutvögel im Winter in den warmen Süden ziehen, kommen Wildgänse aus dem Norden und Osten Europas, um im nördlichen Deutschland oder auch in den Niederlanden zu überwintern. Ungemütliches Wetter mit niedrigen Temperaturen kann sie dabei nicht schrecken. Ihr dichtes, wasserabweisendes Gefieder hat sie schon in Sibirien vor dem Auskühlen bewahrt. Und an ganz frostigen Tagen lassen sich die Vögel einfach auf den Bauch fallen und ziehen die Füße ein. Nur eine dicke Schneedecke bereitet Probleme, denn dann wird es schwierig an Nahrung heranzukommen: kurzes Gras. Obwohl Blässgänse in großen Trupps unterwegs sind, „zerfallen“ die Trupps am Boden sofort in kleine Untergruppen von meist 3 bis 4 Gänsen. Es handelt sich um Familien, die den Winter über stets eng zusammenbleiben. Die beiden Altvögel lassen sich an der weiß gefärbten Stirn und schwarzen Streifen am Bauch erkennen. Die 1 bis 2 Jungvögel tragen dagegen keine markanten Merkmale und sehen aus, wie etwas zu klein geratene Graugänse. Insgesamt 4 Jahre wird es dauern bis sie ausgewachsen sind.

Große Ansammlungen von mehreren Tausend Gänsen am Dümmer lassen vermuten, dass es ausgesprochen viele dieser Vögel gibt. Doch es geht den Gänsen nicht anders als vielen anderen Wildtieren auch: große unzerschnittene Räume, die sich als Lebens- und Überwinterungsraum eignen, sind in unserem Land sehr selten geworden, die Tiere halten sich deshalb nur noch in einigen wenigen Gebieten auf. Und dort erreichen sie dann große Anzahlen. Für den Besucher am Dümmer ein Vorteil, denn hier ist das Naturerlebnis „überfliegende Blässgänse“ bei einem Ausflug garantiert.

Aktuelle Bestandszahlen zu rastenden Gänsen gibt es im Internet unter www.naturschutzring-duemmer.de. Der Naturschutzring Dümmer e.V. ist Partner des Landes Niedersachsen in der Naturschutzstation Dümmer.

Folge 10:

von Ulrike Marxmeier

Diepholzer Kreisblatt

vom 06.10.05

Ab Oktober können Blässgänse (Anser albifrons) am Dümmer beobachtet werden.

Foto: Tornow

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